Vorlesen

Die Freude am Vorlesen

2015 nahmen am jährlichen bundesweiten Vorlesetag über 100.000 Vorleser teil. Vorlesen hat Hochkonjunktur, und das mit gutem Grund. Wer seinem Kind regelmäßig vorliest, tut ihm und sich selbst gleich in mehrfacher Hinsicht Gutes - und hat zudem noch Spaß dabei.

Wer vorliest, fördert die sprachliche Entwicklung und die Lernfähigkeit seines Kindes. Vorlesekinder lernen nachweislich leichter lesen und schreiben, verfügen über einen größeren Wortschatz und können sich mündlich und schriftlich besser ausdrücken. Auch beim Erlernen von Fremdsprachen tun sie sich leichter, weil sie Sprachstrukturen leichter erfassen.

Das Zuhören fördert die Aufmerksamkeit und Geduld des Kindes, schult seine Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit und verbessert sein Gedächtnis, was ihm beim Lernen in sämtlichen Fächern zugute kommt. Geschichten regen die kindliche Fantasie und Kreativität an, sie erweitern den Horizont, wecken die Neugier auf Neues und nehmen gleichzeitig die Scheu vor Unbekanntem.

Positive Effekte lassen sich auch bei der sozialen Entwicklung und Kompetenz von Vorlesekindern feststellen. Sie erfahren, wie unterschiedliche Charaktere einer Geschichte kritische Situationen oder Gefahren erleben, wie sie damit umgehen und welche Strategien sie entwickeln, um sie zu meistern. Dadurch wird nicht nur der kindliche Blick auf verschiedene Perspektiven eröffnet, sondern auch die Fähigkeit zu Problemlösung und Empathie gefördert. Geschichten können dazu beitragen, dass Kinder eigene Erlebnisse emotional leichter verarbeiten und Offenheit und Toleranz im Umgang mit anderen lernen.

Das Schöne am Vorlesen ist, dass es fast jederzeit und überall möglich ist. Idealer Weise hat es als Ritual einen festen Platz im Familienalltag, denn Rituale vermitteln Kindern Orientierung, Sicherheit und Verlässlichkeit. Eine regelmäßige Vorlesezeit z.B. abends vor dem Schlafengehen markiert den Übergang zwischen dem aktiven Teil des Tages und der Nachtruhe. Eingebettet in eine Kuschelatmosphäre, an einem bequemen Platz bei angenehmem Licht und ohne Störungen von außen stellt sich sehr schnell ein Gefühl von Nähe und Geborgenheit ein. Das regelmäßige gemeinsame Erlebnis stärkt nebenbei die Bindung zwischen Eltern und Kind.

Bei der Auswahl der Lektüre sollte man neben dem Alter auch die eigenen Wünsche des Kindes berücksichtigen. Bei den ganz Kleinen wird das gemeinsame Anschauen von Bilderbüchern im Vordergrund stehen, aber ab 2-3 Jahren können schon ganz kurze und einfache Geschichten vorgelesen werden.

Bei der Gestaltung des Vorlesens sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wenn Mama und Papa beim Lesen Stimmlage und Lautstärke dramatisch variieren, jeder Figur eine eigene Stimme geben, Emotionen auch mimisch zum Ausdruck bringen, bei Tiergeschichten kräftig quaken, bellen oder muhen und ihrem schauspielerischen Talent freien Lauf lassen, wird jede Geschichte zum Abenteuer. Bei Kindern, die schon selbst lesen können, kann mit verteilten Rollen gelesen werden. Man kann mit dem Kind in die Rolle einer Figur schlüpfen und gemeinsam überlegen, wie es an ihrer Stelle handeln würde. Oder auf einer gemeinsamen Reise in die Fantasie zusammen eine eigene Fortsetzung der Geschichte oder einen ganz neuen Verlauf entwickeln.

Gerade ein abendliches Vorleseritual kann auch den vorlesenden Eltern dabei helfen, Abstand zum häuslichen oder beruflichen Alltag zu finden, abzuschalten und zur Ruhe zu kommen. Denn Vorlesen ist nicht nur ein großer Spaß, sondern auch eine ausgezeichnete Einschlafhilfe - für Kinder und Eltern.

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